Hinter der mehrere hundert Meter langen Backsteinmauer treffen die letzten Ritter der Erdenscheibe aufeinander, um in einem Ritterturnier hoch zu Ross ihren Meister zu ermitteln. Das Kloster Altzella am Stadtrand von Nossen war sicher kein Ort, an dem unsere Vorfahren Ritterturniere abgehalten hätten. Dafür gab es den Stallhof im Dresdner Schloss oder das Schloss Hartenfels in Torgau. In unseren Tagen empfiehlt sich das Gelände, weil es mit seinen weitläufigen Wiesen viel Platz für Besucher und mittelalterliche Handwerker- und Krämerstände bietet und das gut erhaltene Gebäude- Ensemble und der romantische Landschaftspark ohnehin ein Ausflugsziel erster Klasse ist.
Wenzel Ritterspiele. Foto: bibow communication GmbH
Vier Reiter stehen bislang auf der Meldeliste des Turnierherolds Heinrich von Torgowe. Sie kommen aus Sachsen, Brandenburg, Böhmen und Anhalt. Sie alle eint die Freude am Mittelalter, die Liebe zu den Pferden und die Hingabe zu einem außergewöhnlichen Sport, dem Tjosten. „Wir werden zwei Mal am Tage zum Turnier rufen“ erklärt Herold Heinrich. „Erst nach dem letzten Tjost am Sonntagnachmittag steht der endgültige Sieger fest.“ In jedem der insgesamt vier Turniere müssen die Ritter zunächst einige Geschicklichkeitsübungen absolvieren. Diese heißen im Fachjargon zum Beispiel „Ringe stechen“, „Sauhatz“ oder „Ritt gegen den Eisernen Roland“. Alle, die diese Übungen schaffen, dürfen dann in der Königsdisziplin - dem Tjost - gegeneinander antreten. „Da geht es Mann gegen Mann! Es kommt darauf an, die Lanze am Schild oder der Rüstung des Gegners zu zerbrechen“ so Turnierleiter Heinrich. „Sieger ist, wer zuerst drei Lanzen zerbrochen hat oder wem es gelingt, seinen Gegner aus dem Sattel zu stoßen. Das ist dann wie ein k.o. beim Boxen.“
Ritterquartett in Altzella. Foto: bibow communication GmbH
Geschützte Ritterlichkeit Der Wettkampf sei weitaus weniger gefährlich als er aussieht, sagt Teilnehmer Knut Klug aus Brandenburg, der im Turnier den Namen „Konrad von Brandenburg“ und dessen Wappen führt. „Die Lanzen im 21. Jahrhundert sind stumpf und leicht zerbrechlich. Außerdem tragen wir unter den Rüstungen Protektoren, um einen eventuellen Sturz abzumildern.“ Aber wie immer im Leben bleibe ein Restrisiko. „Doch wir reiten in Altzella auf weichen Wiesen, da kann man schon mal vom Pferd fallen!“
Die Turniere am Samstag und Sonntag werden begleitet von einem unterhaltsamen mittelalterlichen Markt mit etwa fünfzig Handwerker- und Krämerständen. Hier können die Besucher solche Dinge kaufen, die für den Alltag im Mittelalter wichtig sind: Kleidung, Schuhe und Lederwaren, Küchengeräte, Spielwaren, auch Rüstungen und Kettenhemden und man kann Handwerkern über die Schulter schauen. Es gibt – wie auch schon vor 700 Jahren – eine große Auswahl Speis und Trank für das leibliche Wohl und ein für das Mittelalter typisches Bühnenprogramm mit bekannten Namen der Szene: Spielleute „Fidelius“ und „Feuerdorn“, Hochseilartist Walter von der Heide und Gaukler Rothar.
Das mittelalterliche Treiben beginnt Samstag und Sonntag ab 11:00 Uhr, die Turniere finden jeweils um 13:30 und 16:30 Uhr statt. Der Eintritt kostet 13,00 € für Erwachsene und 6,00 € für Kinder, wobei für Kinder im Vorschulalter der Eintritt frei ist und Familien nur für das erste Kind zahlen müssen. Weitere Informationen: www.suendenfrei.de
Quelle:bibow communication GmbH