Das Residenzensemble Schwerin wurde in die UNESCO-Liste des Menschheitserbes aufgenommen. Das beschloss das Welterbekomitee soeben auf seiner aktuellen Tagung in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi. Die Anlage, die das Schweriner Schloss und über 30 weitere historische Gebäude und Gärten umfasst, zeugt von der letzten Blüte höfischer Kultur und Schlossbaukunst im Europa des 19. Jahrhunderts. Das Ensemble ist die 54. Welterbestätte in Deutschland. Deutschlands Botschafterin bei der UNESCO Kerstin Pürschel erklärt: „Ich freue mich sehr, dass wir heute mit der Einschreibung des Residenzensembles Schwerin auch einen sehr erfolgreichen Restaurierungsprozess feiern können, in den nach der Wiedervereinigung viel Expertise aus ganz Deutschland und großes Engagement vor allem natürlich in Schwerin und Mecklenburg-Vorpommern eingeflossen sind. Diese vorbildliche Zusammenarbeit vieler Expertinnen und Experten mit der lokalen Bevölkerung und Institutionen auf allen Ebenen ist eine gute Grundlage für die Erhaltung der Welterbestätte für zukünftige Generationen und die nachhaltige Verwaltung. Beides sind zentrale Aufgaben, die das Welterbekomitee den verantwortlichen Stellen in Deutschland aufgegeben hat.“
Die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer unterstreicht: „Die Aufnahme der Schweriner Residenz in die Welterbeliste ist eine wunderbare Anerkennung der kulturellen und historischen Bedeutung dieser eindrucksvollen Stadt. Das Ensemble ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern steht auch für die lebendige Verbindung von Geschichte und Gegenwart. Als Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern ist das Schweriner Schloss heute ein Symbol unserer Demokratie. Mein herzlicher Glückwunsch gilt allen, die sich über viele Jahre hinweg mit großem Engagement für diesen Erfolg eingesetzt haben!“
Malerisch am Seeufer gelegen, gilt das Schweriner Schloss als Herzstück des Ensembles. Der junge Großherzog Friedrich Franz II. veranlasste Mitte des 19. Jahrhunderts den umfassenden Umbau des traditionsreichen Palastes, um die lange Geschichte des Hauses Mecklenburg-Schwerin baulich in Szene zu setzen. Das Adelsgeschlecht war zwar weder wirtschaftlich noch militärisch besonders einflussreich, doch Friedrich Franz II. war entschlossen, die historische Bedeutung seiner Familie deutlich zu machen. Dadurch wurde das Residenzensemble zu einem außergewöhnlichen Beispiel für den damals verbreiteten Historismus: Durch die Nachahmung und das Zitieren historischer Baustile – darunter Neorenaissance, Neobarock, Neoklassizismus und Neogotik, aber auch der regionale Johann-Albrecht-Stil – konnten der Großherzog und sein Hofbaumeister Georg Adolf Demmler die lange Herrschaftstradition der Dynastie im wahrsten Sinne des Wortes untermauern.
Diese stilistische Vielfalt ist einzigartig und verleiht dem Ensemble seinen besonderen Charakter. Das Zusammenspiel der Baustile, Gebäude und Parks fügt sich in Schwerin zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk, das die gesamte Infrastruktur des höfischen Lebens und die romantische Ästhetik des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Neben dem Schloss, dem Theater und drei Kirchen sind Militärgebäude, der Bahnhof, eine ehemalige Schule für höfische Beamte, ein Palais, Wohnhäuser und sogar ein Krankenpferdestall nun Teil des Welterbe-Ensembles.
Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission