Wäre das einfach: Wenn in Butter zu viel Mineralölbestandteile stecken, lasst uns doch einfach zu Margarine greifen. Schließlich ist sie ohnehin besser – fürs Klima, für die Tiere und für uns, da die Fettzusammensetzung (oft) gesünder ist. Und sie ist auch bestens zum Backen geeignet. Leider, leider ist es nicht so einfach, zumindest nicht automatisch. Denn ja, unseren Testergebnissen nach schneidet Margarine zwar etwas besser ab als die Butter im vergangenen Jahr. Aber nur, weil von den 20 Buttermarken, die wir 2022 getestet haben, unfassbare 17 durchfielen.
Von den 18 Margarinen in unserem aktuellen Test rasselt zwar „nur“ die Hälfte durch, aber im grünen Bereich landet eben auch nur eine einzige. Die Hauptprobleme der Margarinen: Mineralölbestandteile, teils ungünstige Fettzusammensetzungen und tropische Fette, darunter fast immer Palmöl, bei denen teilweise weder klar ist, woher sie genau stammen, noch unter welchen Bedingungen sie produziert wurden. Mineralöl in der Margarine Fangen wir mit dem Mineralöl an. Alle (!) Margarinen sind mehr oder weniger mit Mineralölbestandteilen verunreinigt, teilweise sind es nur sehr geringe Spuren, die wir nicht abwerten, andere Produkte sind so stark belastet, dass wir sie als „ungenügend“ bewerten.
Grob kann man Mineralölbestandteile in zwei Hauptgruppen aufteilen, die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoge und die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH. MOAH sind davon die bedenklicheren, weil es innerhalb dieser Gruppe Verbindungen gibt, die Krebs erregen können. Wie und ob sich MOSH/MOSH-Analoge auf die Gesundheit auswirken können, darüber fehlen bislang gesicherte Erkenntnisse – klar ist „nur“, dass MOSH sich im Körper anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen, was ja auch schon nur so mittelschön ist. In vier der Margarinen hat das von uns beauftragte Labor die besonders bedenklichen MOAH nachgewiesen.
Getestet wurden 18 verschiedene Margarinen aus Supermärkten, Discountern und Bio-Märkten mit einem Fettgehalt von 60 Prozent aufwärts gelandet, darunter zwei Bios und eine palmölfreie. Gab es von einer Marke keine Margarine im Becher, kauften wir solche, die in Folie eingeschlagen als Block angeboten werden. Sie kosteten zwischen 1,49 Euro und 4,58 Euro pro 500 Gramm. Auf der Prüfliste der Labore standen etwa die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol, Transfettsäuren, Mineralölbestandteile und Weichmacher. Zudem ließen wir die Margarinen durch ein Pestizidscreening laufen und sie auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe testen. Per Deklaration überprüften wir, ob die Produkte Aromen enthalten oder andere Vitaminzusätze als Vitamin A und D.
Eine Anreicherung mit diesen beiden fettlöslichen Vitaminen wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Streichfetten als sinnvoll toleriert. Die Hersteller können über die Auswahl der pflanzlichen Öle und Fette die Fettzusammensetzung und damit die ernährungsphysiologische Qualität der Produkte bestimmen. Deswegen ließen wir die Fettzusammensetzung überprüfen und orientierten uns bei der Bewertung an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Drei erfahrene Sensorikprüfer verkosteten die Margarinen und beurteilten Geruch, Geschmack, Konsistenz/Streichfähigkeit und Schmelz. Zudem ließen wir prüfen, ob die Verpackungen PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen enthalten. Weil der Anbau tropischer Ölfrüchte Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen zur Folge haben kann, haben wir die Hersteller gebeten, ihre Lieferketten offenzulegen und zu belegen, an welcher Stelle sie für die Probleme in der Lieferkette Verantwortung übernehmen. Mit der Control Union Certifications Germany haben wir dazu einen umfangreichen Fragebogen entwickelt.
Alnatura Margarine Dreiviertelfett mit Raps- und Walnussöl ist bei 500 Gramm mit 4,58 Euro am teuersten, bekam aber das Gesamturteil "gut". Edeka und Netto bekamen das Gesamturteil "befriedigend". Die Margarine Sonja bekam im Gesamturteil nur ein "ungenügend".
Weitere Informationen und den aktuellen Test finden Sie in der Dezemberausgabe des ÖKO-TEST-Magazins und unter: oekotest.de/14215
Quelle. Öko Test