Mit "Chapo" ist am Mittwochabend der vierte Luchs im Eibenstocker Forst/Westerzgebirge ausgewildert worden. Das teilte das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) heute in Dresden mit.Chapo (spanisch: »der Kleine«) ist nach einem reibungslosen Transport flink und zielstrebig aus der Transportkiste gesprungen und nach circa 40 Metern im Unterholz des Waldes verschwunden. Das Luchsmännchen ist ein reichliches Jahr alt und gesund, jedoch in der Ranzzeit im kommenden Spätwinter noch nicht geschlechtsreif. Um den Erfolg der Auswilderung zu überwachen und das Projekt weiterhin wissenschaftlich zu begleiten, wurde auch Chapo mit einem GPS-Senderhalsband ausgestattet. Besonders bei dem halbstarken und noch wenig erfahrenen Luchsmännchen liefert die Überwachung der Aufenthaltsorte wichtige Daten über sein Verhalten in der Natur und Hinweise auf seinen Zustand.
Bereits im Frühjahr 2024 wurden die drei Luchse Juno, Alva und Nova erfolgreich ausgewildert, die sich noch immer im Erzgebirge aufhalten. Luchse bleiben bekanntermaßen gerne dort, wo sich bereits Artgenossen befinden. Die Wälder des Westerzgebirges bieten aufgrund ihrer Größe und Struktur ideale Voraussetzungen, um weitere Luchse auszuwildern.
Ursprünglich war Chapo für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm als Zuchttier vorgesehen. Dafür wurde er Anfang Juni in das Luchsschaugehege im Oberharz transportiert. Kurz darauf gelang es dem Jungluchs, den Gehegezaun zu überwinden. Er konnte sofort wieder eingefangen werden, versuchte aber immer wieder einen Weg aus dem Gehege zu finden und kam dadurch nur schwer zur Ruhe. Das veranlasste die Verantwortlichen, den Luchs für eine Auswilderung im Rahmen des sächsischen RELynx-Projektes vorzuschlagen. Daraufhin wurden die notwendigen Vorbereitungen zur Freisetzung im Westerzgebirge getroffen.
Chapo erfüllt alle Voraussetzungen, als Wildluchs in der Natur zu bestehen. Von Expertinnen und Experten des Linking Lynx-Netzwerks, das sich mit der Erhaltung, dem Monitoring und dem Management des Karpatenluchses beschäftigt, wurden er und seine Brüder als scheu und potentiell für Wiederansiedlungsprogramme geeignet eingestuft. Zudem wuchs Chapo mit seinen Geschwistern in einer großen Luchsanlage des Tiergartens Nürnberg auf. Dabei wurde auf wenig Kontakt mit den Tierpflegenden und auf die Fütterung mit Wildfleisch geachtet.
Neues zu den im Frühjahr ausgewilderten Luchsen Juno, Alva und Nova:
Alle drei Tiere haben Streifgebiete in den Wäldern des Westerzgebirges etabliert. Sie verhalten sich unauffällig, überwinden täglich auch größere Straßen und werden nur selten gesehen. Im Schnitt reißen die Luchse jeweils ein Reh pro Woche. Bislang gab es keine Nutztierrisse.
Das Luchsmännchen Juno, das aus dem Wildkatzendorf Hützscheroda in Thüringen stammt, hatte sich im ersten Monat nach seiner Auswilderung noch ausschließlich von Hasen und Füchsen ernährt. Mittlerweile ist er ein versierter Rehjäger und hat inzwischen auch sein Streifgebiet vergrößert. Hingegen haben die beiden Luchsweibchen Alva und Nova, beide Wildfänge aus dem Schweizer Jura, weitläufige Streifgebiete. Alva hält sich gerne auf der tschechischen Seite des Erzgebirges im Bereich zwischen Stříbrná, Šindelová und Přebuz auf, ist aber nach wie vor häufiger auf deutscher Seite unterwegs. Seit einigen Wochen erkundet Nova die Wälder weiter östlich bis Bockau und Erlabrunn. Am 02.07.2024 konnte über die GPS-Halsbänder lokalisiert werden, dass Nova und Juno nur wenige hundert Meter voneinander entfernt waren. Es ist nicht auszuschließen, dass sie sich getroffen haben.
Quelle: Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie