Das Motorradfahren soll nicht nur Spaß machen, sondern auch bequem und sicher sein. Dabei spielt die Ergonomie eine wichtige Rolle: Eine optimale Sitzposition verbessert nicht nur das Handling des Bikes, sondern auch das Fahrvergnügen. Stephan Häbold, Leiter der TÜV NORD Station Dresden gibt Tipps, mit welchen Umbauten der Komfort und die Sicherheit auf dem Asphalt erhöht werden kann

Damit man bei der nächsten Hauptuntersuchung auch die Plakette bekommt, gibt es bei An- und Umbauten einiges zu beachten.©TÜV NORDDamit man bei der nächsten Hauptuntersuchung auch die Plakette bekommt, gibt es bei An- und Umbauten einiges zu beachten.©TÜV NORD

Das Ergonomiedreieck
Was nach höherer Mathematik klingt, beschreibt in der Motorradszene die drei Komponenten, mit denen Bikerinnen und Biker direkten Kontakt zum Bike haben: die Sitzbank, der Lenker und die Fußrasten. Richtig eingestellt sorgt das Trio für Stabilität während der Fahrt. Bei vielen Modellen lassen sich die Schnittpunkte des Ergonomiedreiecks jedoch nicht manuell anpassen. Umbauten an diesen Stellen können aber für mehr Sitzkomfort und Sicherheit sorgen, denn eine verkrampfte Haltung wirkt sich nicht nur unmittelbar auf die Beweglichkeit von Nacken, Kopf sowie Schultern und somit auf das Reaktions- und Fahrverhalten aus – eine unbequeme Sitzhaltung schränkt auch das Vergnügen ein. Damit man bei der nächsten Hauptuntersuchung auch die Plakette bekommt, gibt es jedoch wie bei allen An- und Umbauten einiges zu beachten.

Sicher und bequem unterwegs auf dem Motorrad © Christel SAGNIEZ (Pixabay)Sicher und bequem unterwegs auf dem Motorrad © Christel SAGNIEZ (Pixabay)

1. Die Sitzbank
„Eine Sitzbank, die auf die eigene Körperstatur abgestimmt ist, gewährleistet besseren Komfort. Da es hier um mehr geht als nur Material herauszuschneiden oder aufzupolstern, lässt man den Umbau am besten von Fachleuten durchführen. Denn meist muss der Sitz neu bezogen oder Polsterverlust durch den Einsatz von Verbundschaumstoff ausgebessert werden“, erklärt Häbold. Das Beste: Bleibt die ursprüngliche Anzahl der Sitzplätze erhalten, besteht keine Eintragungspflicht

2. Der Lenker
Die Anpassung des Lenkers und des Bremshebels kann das Handling des Bikes verbessern. Hierfür haben die Hersteller in der Regel eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) aufsetzen lassen, die bei der Fahrt mitgeführt werden muss. Griffe zum Beispiel auch Heizgriffe und der Kupplungshebel benötigen keine ABE oder andere Prüfdokumente. Müssen zusätzlich die Bremsleitungen ausgewechselt werden, geht dies meist nur mit einem Teilegutachten. Mit diesem als Arbeitsgrundlage stellen Sachverständige im Zuge einer Änderungsabnahme die Anbaubescheinigung gemäß §19.4 StVZO an der nächstgelegenen Prüfstelle aus. „Wichtig ist, dass die Lenkung auch nach Austausch problemlos zu bedienen ist und das Lenkschloss funktioniert. Denn ein fehlerhaft verbauter Lenker erhöht das Unfallrisiko“, betont der Stationsleiter. Die ideale Form aus Höhe, Breite und Kröpfung hängt vom Motorradtyp ab. Für die Ermittlung der Breite gibt es noch eine Möglichkeit: Am besten positioniert man sich hierfür mit locker herunterhängenden Armen vor einen Tisch, legt die kleinen Finger an der Kante ab und misst den Abstand. Mit einem Plus von fünf bis acht Zentimetern kann man so den Wert ermitteln. Häbold: „Die Griffhöhe darf 50 cm über der Sitzfläche nicht überschreiten.“

3. Die Fußrasten
An vielen Serienmodellen lassen sich die Fußrasten gar nicht oder kaum verstellen. Dabei kann ein zu niedrigerer oder hoher Kniewinkel gerade bei längerer Fahrt die Blutzufuhr beeinträchtigen und ein dauerhaft eingeknicktes Knie anstrengend werden. Nachrüstfußrasten bieten mehr Flexibilität und lassen sich individuell anpassen. „Wie hoch oder tief diese angesetzt werden, lässt sich erst im Zusammenspiel mit den anderen Komponenten des Ergonomiedreiecks optimal festlegen,“ betont der TÜV-Experte. Ist das Sitzpolster beispielsweise flach, können nach hinten verlagerte Fußrasten für mehr Abstützung sorgen. Bei sportlicherem Fahren ist der Sitz meist etwas höher, sodass man eine stark gebeugte Haltung einnimmt. Zudem bieten Modelle mit einer rauen Oberfläche mehr Grip, was jedoch die Stiefel nach einiger Zeit in Mitleidenschaft ziehen kann. Ein Tipp: Je nach Fußrasten-Modell liegt es am Hersteller, ob hierfür eine ABE oder ein Teilegutachten vorliegt. Dann steht ihrem Einsatz im Straßenverkehr nichts mehr im Wege.

Sicher und bequem unterwegs auf dem Motorrad  ©Marek Ropella (Pixabay)Sicher und bequem unterwegs auf dem Motorrad ©Marek Ropella (Pixabay)

Häbold empfiehlt: „Sind Umbauten am Motorrad geplant kann man schon im Vorfeld bei uns an der TÜV NORD Station vorbeischauen. Wir beantworten gerne alle Fragen rund um die Optimierung der Ergonomie für eine sichere Fahrt mit dem Bike"

Quelle: TÜV NORD Station Dresden