Straßenbahngleise können – wissenschaftlich bewiesen – das Stadtklima beeinflussen. Insgesamt 30 des fast 300 Kilometer langen Streckennetzes der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) sind bereits begrünt, also jeder zehnte Streckenkilometer. Das ergibt insgesamt mehr als zehn Hektar, was einer Fläche von mehr als elf Fußballfeldern entspricht. Mehr als fünf Streckenkilometer werden automatisch bewässert. Wo es baulich möglich ist, sollen weitere Grünflächen im Gleisbereich hinzukommen. Grünflächen befinden sich darüber hinaus im Rund von acht Gleisschleifen des Dresdner Straßenbahnnetzes.

Foto: Kristin RichterFoto: Kristin Richter

Grüngleiseindeckungen im Straßenbahngleis prägen seit 1995 das Erscheinungsbild der DVB wesentlich mit. Seither wurden fast alle unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit in Frage kommenden Streckenabschnitte auf eigenem und besonderem Bahnkörper mit einer begrünten Eindeckung versehen, wodurch der Anteil an begrünten Gleisen mit fast jeder Erneuerung seit Jahren stetig anstieg. Die letzte Begrünung konnte 2023 auf der Hansastraße realisiert werden, weitere geplante Projekte sind die Haltestelle Synagoge und die Campuslinie auf dem Zelleschen Weg und der Nürnberger Straße.

„Wichtigstes Kriterium für die Entscheidung zum Einbau einer Grüngleiseindeckung ist neben einer Verbesserung der städtebaulichen Ansichtsgüte der Gleisanlagen als Bestandteil eines attraktiven, hochwertigen und ökologischen ÖPNV vor allem der Aspekt der verminderten Lärmentwicklung“, sagt DVB-Gleisbauchef Danilo Böhme. So wurden bei Grüngleisen eine Reduktion der Schallentwicklung um mindestens 3 dB gemessen.

Zunehmende Bedeutung hinsichtlich Daseinsvorsorge und Lebensqualität erlangen Grüngleiseindeckungen aber auch unter anderen Gesichtspunkten: So leisten sie gute Dienste für das Humanbioklima, indem sie zur Kühlung und Anfeuchtung der Luft in Hitzeperioden beitragen. Darüber hinaus leisten sie einen nachweisbaren Beitrag für die Bindung von Kohlenstoffverbindung und Feinstaub sowie zur Zurückhaltung von Wasser und damit zum Hochwasserschutz.

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Diese wichtigen Funktionen für ein besseres Stadtklima wiegen die Mehrkosten für Neubau und Instandhaltung deutlich auf. Um die Pflegekosten – 2023 waren das 137.000 Euro – zu reduzieren, setzt die DVB jetzt vermehrt auf widerstandsfähigere Pflanzen, als es purer Rasen ist. Damit kann nicht nur der Aufwand für die Bewässerung reduziert werden, sondern diese Art der Begrünung leistet auch einen Beitrag zur Biodiversität, was sich auch verschiedene Insektenarten zunutze machen. So wächst zwischen den DVB-Gleisen inzwischen nicht nur mehr Rasen, der bei anhaltendem Niederschlagsmangel schnell vertrocknet, obwohl er sich nach Regengüssen auch wieder schnell erholt. Es haben sich auch Arten wie Spitzwegerich, Pippau, Mäusegerste, Kamille, Trespe, Glatthafer, Natternkopf, Mauerpfeffer, Labkraut, Fingerkraut, Habichtskraut, Storchschnabel und Schafgarbe angesiedelt, so dass je nach Jahreszeit immer wieder neue Farbenspiele zu sehen sind.

Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten begrünte Haltestellen wie etwa in der Gleisschleife Leutewitz und an der Julius-Vahlteich-Straße, wo ein gemeinsam mit der Stadtverwaltung initiiertes Forschungsprojekt bis zum Herbst die Ergebnisse für die Kühlung und Befeuchtung wissenschaftlich untersucht. Im Zuge des Austausches von Fahrgastunterständen in Regie der Landeshauptstadt könnten auch einige davon begrünt werden.

Quelle: Dresdner Verkehrsbetriebe