Abgedeckte Dächer und reihenweise umgeknickte Bäume – Gewitter mit schweren Sturmböen haben in den letzten Tagen in Europa immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Häufig trat dabei ein Phänomen auf, das oft mit einem Tornado verwechselt wird: Der sogenannte Downburst. Gewitterfallböen gehören neben Tornados zu den gefährlichsten Wettererscheinungen. Obwohl beide Phänomene ein ähnliches Schadensbild hervorrufen, haben sie eine andere Entstehungsweise. Sogenannte Downbursts oder Microbursts treten häufiger als Tornados auf und können großflächigere Schäden anrichten.
Entstehung eines Downbursts
Downbursts entstehen häufig, wenn sich in größerer Höhe zwischen feuchter Luft eine trockene Luftschicht befindet. Bildet sich nun ein Gewitter aus, verdunstet der Niederschlag in dieser trockenen Luftschicht teilweise. Dadurch entsteht Verdunstungskälte, die den sogenannten Abwind des Gewitters zusätzlich beschleunigt. Wie ein nasser "Sack" stürzt die kalte Luft aus den Höhen der Gewitterwolke zur Erde, mitgerissen vom Starkniederschlag. Treffen solche Abwinde am Boden auf, werden sie seitwärts umgelenkt und breiten sich als Sturmböen in alle Himmelsrichtungen aus. Im Extremfall können die Fallböen Orkanstärke von weit über 120 Kilometer pro Stunde erreichen. Häufig verursachen solche Windspitzen ähnliche Schäden wie Tornados. Die größten Schäden können auch innerhalb einer Schneise auftreten, während die Fallrichtung der umgestürzten Bäume bei einem Downburst weitgehend gleichförmig ist. Zur endgültigen Unterscheidung müssen das Schadensbild von Experten beurteilt und Augenzeugenberichte sowie Foto- und Videoaufnahmen hinzugezogen werden.
Schwere Schäden durch Downbursts in den vergangenen Tagen
Diverse Downbursts haben in den vergangenen Tagen in Mitteleuropa im Zusammenhang mit Gewittern regional immense Schäden angerichtet. In Asweiler im Saarland wurden am 11. Juli mehrere Dächer abgedeckt und sogar ganze Dachstühle vom Sturm weggerissen. Im Süden Österreichs wurde am 17. Juli in St. Marxen bei Kühnsdorf eine mehrere hundert Jahre alte Kirchturmspitze durch die extremen Böen abgerissen. Auch in der kroatischen Hauptstadt wütete am 19. Juli ein solcher Gewittersturm, der neben großen Sachschäden leider auch mehrere Todesopfer forderte.
Hohe Unwettergefahr am „Rand des Hitzedoms“
Ursache für die Wetterkapriolen ist die Überlagerung von heißer und energiereicher Luft mit einem ausgeprägten Jetstream. Über Südeuropa liegt seit Tagen ungewöhnlich heiße Luft, während es von Skandinavien über die Britischen Inseln bis nach Nordfrankreich unterdurchschnittlich kühl ist. Im Übergangsbereich bildet sich in der höheren Atmosphäre ein nach Nordosten gerichtetes Starkwindband aus, das derzeit die Bildung von schadensträchtigen Gewittern wahrscheinlicher macht.
Quelle: WetterOnline