Die unabhängige Expertenkommission »Waldbrände Sommer 2022« hat in der Kabinettssitzung am Dienstag ihren Abschlussbericht vorgestellt. Nach den verheerenden Waldbränden in der Sächsischen Schweiz, der Gohrischheide und in Arzberg hatte die Sächsische Staatsregierung die Kommission unter Leitung von Prof. Hermann Schröder eingesetzt. Auftrag des Gremiums war es, das Einsatzgeschehen objektiv auszuwerten und Optimierungspotenziale für den Waldbrandschutz aufzuzeigen.
Haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte, Hilfsorganisationen, Verwaltungen und nicht zuletzt die Bürgerinnen und Bürger haben im Kampf gegen die schweren Waldbrände im vergangenen Sommer Großes geleistet. Aufbauend auf den Gesprächen mit den Beteiligten hat die Kommission das Brandgeschehen detailliert ausgewertet und zahlreiche Handlungsempfehlungen unterbreitet. Unser Ziel ist es, Waldbrandrisiken künftig zu minimieren und auf vergleichbare Ereignisse noch besser vorbereitet zu sein. Ich danke Professor Hermann Schröder und den Mitgliedern der Kommission für ihre intensive Arbeit. Die Sächsische Staatsregierung wird die Ergebnisse des Berichtes eingehend prüfen und über die Umsetzung der Vorschläge entscheiden.
Die zurückliegenden sechs Monate waren geprägt von zahlreichen Anhörungen und Gesprächen mit über 80 am Einsatz Beteiligten sowie zuständigen Personen aus Verbänden, Interessenvertretungen und der Verwaltung. Unser Bericht zeigt: Es gibt nicht die eine Maßnahme, die alle Probleme löst. Das Waldbrandrisiko lässt sich nur in Kombination verschiedener Maßnahmen verringern. Unser Ansatz setzt auf ein konstruktives Miteinander von Brand- und Katastrophenschutz, staatlicher Gefahrenabwehr, Naturschutz und Forstwirtschaft. Im Ergebnis liegen Empfehlungen vor, die aus unserer Sicht geeignet sind, der Entstehung von Waldbränden effektiv vorzubeugen, Brände schneller zu erkennen und schließlich noch effizienter zu bekämpfen. Die Vorschläge ermöglichen neue Konzepte für den vorbeugenden und abwehrenden Waldbrandschutz, die deutschlandweit umgesetzt werden können.
Kommissionsvorsitzender Prof. Hermann Schröder
Insgesamt weist der Abschlussbericht über 100 Handlungsvorschläge aus. Zur Reduzierung des Waldbrandrisikos empfiehlt die Kommission beispielsweise eine stärkere Fokussierung auf standortheimische Laubmischwälder. Damit Einsatzkräfte in ihrer Arbeit nicht behindert oder gefährdet werden, sollte die Totholzanreicherung angrenzend an Wohnbebauung und Rettungswege minimiert werden. Wo munitionsbelastete Flächen im Umfeld bewohnter Gebiete nicht geräumt werden können, schlägt die Kommission vor, angrenzend geeignete waldbauliche Maßnahmen zur effektiveren Brandbekämpfung vorzunehmen. Die Expertinnen und Experten sprechen sich außerdem für den Einsatz moderner Technologien zur Waldbrandfrüherkennung und -beobachtung sowie geeigneter Systeme zur schnellen Wasserversorgung aus. Handlungsbedarf sieht die Kommission bei der bedarfsgerechten Ausbildung und Ausstattung der Einsatzkräfte, der Erarbeitung spezifischer Waldbrandschutzkonzepte sowie der Optimierung der Aufbau- und Ablauforganisation im Krisenfall.
Nach der Information in der Kabinettssitzung sind weitere Veranstaltungen zur Vorstellung und Diskussion des Berichtes auf Kommunal- und Fachebene geplant. Darüber hinaus wird es in den nächsten Wochen Bürgerdialoge in den vom Waldbrand betroffenen Regionen in den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Nordsachsen und Meißen geben. Die Veranstaltungen richten sich an interessierte Bürgerinnen und Bürger, die sich über die Empfehlungen der Kommission informieren und gemeinsam dazu ins Gespräch zu kommen wollen. Die genauen Termine werden gemeinsam mit den Landkreisen noch bekannt gegeben.
Der Bericht der unabhängigen Expertenkommission »Waldbrände Sommer 2022« steht auf den Internetseiten des Freistaates Sachsen unter https://lsnq.de/waldbraende2022 zum Download zur Verfügung.
Hintergrund zur unabhängigen Expertenkommission
Die Expertenkommission »Waldbrände Sommer 2022« war Ende August 2022 vom Sächsischen Kabinett eingesetzt worden. Ziel der Kommission war es, die Geschehnisse und Abläufe objektiv auszuwerten und daraus Maßnahmen zur besseren Prävention, Bekämpfung und Nachsorge von Waldbränden abzuleiten.
Der Kommission stand als Vorsitzender Prof. Hermann Schröder, Leiter der Abteilung »Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement« im Ministerium des Innern für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg von 2015 bis 2022, zuvor Landesbranddirektor und Leiter der Landesfeuerwehrschule in Baden-Württemberg, vor.
Der Kommission gehörten ferner an:
für Katastrophenschutz und Feuerwehr: Andreas Rümpel (Amtsleiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz der Landeshauptstadt Dresden von 2003 bis 2021 und Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen e. V. von 2018 bis 2022), für Kommunales und Verwaltung: Birgit Weber (2. Beigeordnete im Landkreis Bautzen von 2013 bis 2022), für Naturschutz und Waldbau: Dr. Franz Leibl (Leiter der Nationalparkverwaltung Bayrischer Wald seit 2011), für Wissenschaft, Technik und Forstwissenschaft: Manuela Böhme (Institut für Waldbau und Waldschutz der Technischen Universität Dresden von 2020 bis 2022) sowie Prof. Dr.-Ing. Ulrich Krause (Inhaber des Lehrstuhls Anlagentechnik und Anlagensicherheit, Institutsleiter für Apparate und Umwelttechnik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, seit 2011).
Quelle: Sächsische Staatskanzlei