Werdau. Lange Zeit galt die Europäische Wildkatze in Sachsen als ausgestorben. Doch nun erobert sie langsam ihre alten Lebensräume zurück. Dabei bevorzugt die Wildkatze strukturreiche Laub- und Mischwälder. Totholz, Kronenwälle und umgestürzte Wurzelteller dienen als Verstecke. Angrenzende Wiesen und Lichtungen dienen ihr als Jagdgrund. All dies findet die scheue Raubkatze auch im Werdauer Wald.Bereits seit 2020 führt der BUND Sachsen zusammen dem Staatsbetrieb Sachsenforst, der Kreisnaturschutzstation Gräfenmühle und vielen Freiwilligen das Wildkatzen-Monitoring im Werdauer Wald durch. Und die Wildkatzen-Nachweise fallen dabei nicht zu knapp aus. Insgesamt konnten für das Jahr 2023 neun Wildkatzen-Individuen nachgewiesen werden.

©Marcel Langthim (Pixabay)©Marcel Langthim (Pixabay)

„Besonders erfreulich ist der Nachweis von zwei Weibchen, denn diese haben besonders hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, da sie für die Jungenaufzucht allein zuständig sind und dafür viele Verstecke benötigen“, so Almut Gaisbauer, Leiterin des Projektes Rettungsnetz Wildkatze des BUND Sachsen. „Wir freuen uns, dass sich die Wildkatze im Werdauer Wald offenbar etabliert hat. Ich sehe das als Bestätigung für unsere Bemühungen zum Waldumbau. Auch künftig sind Maßnahmen zur Unterstützung der Wildkatze geplant.“, ergänzt Bert Schmieder, Leiter des Forstbezirks Plauen.

Doch nun ist auch Vorsicht geboten, denn ab April fängt die Wurfzeit der Wildkatzen an. Sind die kleinen Wildkätzchen anfangs noch Nesthocker, erkunden sie nach wenigen Wochen bereits ihre Umgebung. Dabei werden sie nicht immer von der Mutter bewacht, die sich meist ganz in der Nähe aufhält oder auf Jagd ist. Spaziergänger*innen und Wanderer können die kleinen Wildkatzen mit Hauskatzen verwechseln und einsammeln. Dann beginnt für die Wildkätzchen eine gefährliche Odyssee, Wildkatzen sind keine Haustiere und lassen sich nicht zähmen! Für die kleinen Katzen ist es das Beste, sie an Ort und Stelle zu lassen und dem BUND Sachsen, dem Förster oder der Unteren Naturschutzbehörde den Standort zu melden. Das Wildkatzen-Monitoring im Werdauer Wald wird finanziert durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Die Koordinierungsstelle liegt bei der Technischen Universität Dresden, Fachgebiet Forstzoologie.

©Hebi B (Pixabay)©Hebi B (Pixabay)

Hintergrund
Das Wildkatzen-Monitoring wird im Frühjahr währen der Paarungszeit, der sogenannten Ranz, durchgeführt. Dabei werden angeraute Holzlatten, sogenannte Lockstöcke, in den Waldboden geschlagen und mit Baldrian-Tinktur besprüht. Der Baldrian ähnelt einem Sexuallockstoff und lockt die Wildkatzen an. Diese reiben sich an den Lockstöcken und hinterlassen Haare, die wöchentlich abgesammelt werden. Die Haarproben werden am Senckenberg-Institut in Gelnhausen genetisch analysiert und damit können Wildkatzen-Individuen festgestellt werden. Damit lassen sich auch Rückschlüsse auf Herkunft der Wildkatzen und Populationsdichte schließen. Dabei handelt es sich nur um eine Momentaufnahme, da das Monitoring nicht das ganze Jahr über durchgeführt wird.

Weitere Informationen zur Wildkatze:
www.bund-sachsen.de/wildkatze
www.luchs-sachsen.de/wildkatze

Quelle: BUND Sachsen, Presse und Öffentlichkeitsarbeit