In den Hochlagen der Schweizer Alpen sieht es derzeit aus wie auf dem Mars. Saharastaub, der in den letzten Wochen und Monaten mit südlichen Winden in die Alpen transportiert wurde, färbt den Schnee rötlich-braun. Dies hat weitreichende Folgen für die Gletscher. Auf den Schweizer Gletschern ist der Sommerbetrieb bereits in vollem Gange. Gletscherbäche rauschen ins Tal und zahlreiche Touristen wandern über die Schneefelder des vergangenen Winters. Doch eines ist in diesem Sommer anders. „In vielen Regionen der Alpen sieht es derzeit aus wie auf dem Mars“, sagt Dr. David Volken. Der WetterReporter und Klimaexperte von WetterOnline war auf dem Feegletscher in den Walliser Alpen unterwegs.

17. Juli 2024: Die Schneeoberfläche auf den Gletschern ist rötlich bis braun. Quelle: Dr. David Volken, WetterOnline 17. Juli 2024: Die Schneeoberfläche auf den Gletschern ist rötlich bis braun. Quelle: Dr. David Volken, WetterOnline


Von Schneemassen zu blanken Gletschern
Im Vergleich zu den letzten beiden Wintern lag im Mai außergewöhnlich viel Schnee in den Bergen. „Einige Italientiefs brachten in mehreren Schüben Neuschnee. Beeindruckend waren damals einerseits die meterhohen Schneewände auf den Alpenpässen, aber auch die vielen Schichten Saharastaub“, sagt der Experte. Diese Schichten werden unter der heißen Julisonne langsam ausgeapert und die rötliche Verfärbung ist nun vielerorts sichtbar.

Albedoeffekt beschleunigt Abschmelzen
Die Schneeoberfläche wird dunkler und das Rückstrahlvermögen (Albedo) verändert sich. „Der Schnee absorbiert mehr kurzwellige Strahlung, was wiederum den Schmelzprozess verstärkt“, sagt Volken. Mit Sorge blickt der Gletscherexperte auf die diesjährige Gletscherbilanz: „Noch vor zwei Monaten waren die Schneehöhen überdurchschnittlich und lagen lokal sogar im Rekordbereich für Mitte Mai. Inzwischen liegt unterhalb von 3000 Metern kaum noch Schnee und die blanken Gletscherzungen sind der prallen Sommersonne ausgeliefert.“

Schneeschmelze lässt Stauseen überlaufen
Das viele Schmelzwasser führt jedoch zu einer übermäßigen Wasserführung in den Gletscherbächen. „Die Massa unterhalb des Großen Aletschgletschers hatte in den letzten Tagen mehr als ein 2-jährliches Hochwasser“, erklärt Volken. „Und das hat auch Auswirkungen auf den Gibidum-Stausee, der zeitweise fast überläuft.“ Auch in den nächsten Tagen bleibt es sommerlich warm und selbst im Hochgebirge gibt es verbreitet Plusgrade. Die Nullgradgrenze steigt sogar bis auf 4500 Meter Höhe. „Die massive Gletscherschmelze geht also weiter“.

 

Quelle: WetterOnline
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