58% der Menschen in Dresden fühlen sich gestresst, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind. Vier von fünf Befragten sehen sich im Straßenverkehr auf dem Rad gefährdet. Dies zeigt der Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), der heute der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Neben dem Stresslevel und dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren weisen die Ergebnisse der ADFC-Studie auf weitere Probleme beim Radverkehr in Dresden hin. Ein Großteil der Befragten in Dresden (83%) empfindet das Fahren im Mischverkehr mit Autos als nicht sicher. 86% der Befragten berichten von regelmäßigen Konflikten mit Autos. 59% bemängeln außerdem, dass die Stadt in jüngster Zeit wenig für sicheres Radfahren getan hat. Unter den 46 sächsischen Städten im Fahrradklima-Test erreicht Dresden Platz 16.

Foto: MeiDresdende Mike SchillerFoto: MeiDresdende Mike Schiller

Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf in der Stadt Dresden: „Immer mehr Menschen wollen ihre Wege im Alltag mit Bewegung an der frischen Luft verbinden. Das E-Bike hat dieser Entwicklung in den letzten Jahren noch zusätzlichen Schub gegeben. Für Städte und Gemeinden ist es eine riesengroße Chance, wenn mehr Menschen ihre Wege mit dem Rad zurücklegen. Denn das Fahrrad braucht weniger Platz und stärkt den lokalen Handel. Doch wenn sich die Menschen in Dresden nicht vor dem Radfahren fürchten sollen, muss das Fahrrad endlich ein fester Bestandteil der Stadtplanung werden.“

Dresden belegt im Fahrradklima-Test bei mehreren Themen im Freistaat hintere Plätze. Nirgendwo sind die Menschen so sehr genervt von Konflikten mit dem Autoverkehr. Auch bei der Kontrolle von Falschparkern finden vier von fünf Befragten das Dresdner Ordnungsamt und die Polizei zu lasch. „Aus der Reihe tanzt Dresden auch mit einem hohen Konfliktpotential zwischen Fußgängern und Radfahrern. Das liegt sicher daran, dass an vielen Straßen Radfahrer mit Fußgängern auf gemeinsame Geh- und Radwege gezwungen werden“, mutmaßt Krause. 63% der Befragten in der Landeshauptstadt monieren Konflikte zwischen Fuß- und Radverkehr, die drittschlechteste Platzierung in Sachsen.

Erste Grünpfeile für Radfahrer an der Großenhainer Straße - Kreuzung Fritz-Reuter-Straße ©MeiDresden.deErste Grünpfeile für Radfahrer an der Großenhainer Straße - Kreuzung Fritz-Reuter-Straße ©MeiDresden.de

Der Fahrradklima-Test zeigt aber auch, dass Verbesserungen anerkannt werden. Dresdens öffentliches Leihfahrradsystem finden 79% der Befragten super, bundesweit belegt Dresden damit den zweiten Platz unter den Großstädten. „Dennoch sind die Bewertungen insgesamt kein Ruhmesblatt für Dresden“, resümiert auch Edwin Seifert, Geschäftsführer des ADFC Dresden. „Damit sich Dresdens Radfahrer*innen, von groß bis klein, sicherer fühlen muss die Stadt, muss der Baubürgermeister mehr auf die Straße bringen, insbesondere durchgehende Radwege, die nicht wie bisher vor Kreuzungen einfach aufhören, nur damit der Autoverkehr Spuren für alle Richtungen hat.“

Hintergrund
Der Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zum Fahrradklima weltweit und wird bundesweit seit 2012 alle zwei Jahre vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) durchgeführt. Er umfasst 27 Fragen. Zwischen September und November 2022 konnten Radfahrende deutschlandweit ihre Meinung zu den Radverkehrsbedingungen in ihrer Stadt äußern. Beim Fahrradklima-Test lag in diesem Jahr ein besonderer Fokus auf den Bedingungen des Radverkehrs in ländlichen Räumen. Neben der umwegfreien und komfortablen Erreichbarkeit von Nachbarorten (33% stimmen zu) und dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren über Land (57% fühlen sich gefährdet) konnten die Befragten auch die Qualität des Fahrradparkens an Bahnhöfen und Haltepunkten bewerten. Hier sehen 54% Verbesserungspotentiale. Dresden schnitt dabei zwar besser als Leipzig ab, landete unter den deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner jedoch nur auf Platz 8. Zudem ergab die Umfrage, dass 92% der Befragten in Sachsen über einen Führerschein verfügen und 71% ein Auto besitzen.

85% der Befragen sind nicht Mitglied im ADFC. Beim Fahrradklimatest 2022nahmen in Dresden 2.026 Personen teil und bewerteten ihre Stadt nach Fahrradkriterien, in Sachsen waren es über 10.000 und deutschlandweit sogar fast 240.000. Die Ergebnisse für die Stadt Dresden zeigen einen großen Aufholbedarf. Mit einer Gesamtbewertung der Fahrradsituation von 4,05 auf einer Skala von 1 - 6 konnte sich Dresden im Vergleich zu den Vorjahren nicht verbessern. Unter den 14 deutschen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern belegt Dresden Platz 7.

Quelle: Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Dresden e.V.