Das im Frühjahr 2024 im sächsischen Westerzgebirge ausgewilderte Luchsweibchen Alva soll noch vor der Paarungszeit 2025 gefangen und einem Gesundheitscheck unterzogen werden. Sie ist mit dem Felinen Leukämievirus (FeLV) infiziert. Wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) heute in Dresden mitteilte, soll mit dem Gesundheitscheck abgeklärt werden, welchen Infektionsstatus Alva hat. Dazu werden zwei unterschiedliche Testverfahren verwendet. Zuerst werden Blutproben für einen Schnelltest auf FeLV entnommen, zusätzlich werden Blutproben für eine Eil-Analyse ins Labor gegeben.

Alva an einem Rehriss © Archiv Naturschutz LfULG, C. Blum-RératAlva an einem Rehriss © Archiv Naturschutz LfULG, C. Blum-Rérat 

Das aus der Schweizer Jura Population stammende Luchsweibchen Alva hatte alle vorgeschriebenen Gesundheitstests, zu denen auch drei Tests auf FeLV gehören, erfolgreich absolviert, bevor es am 28. März 2024 in Sachsen ausgewildert wurde. Einen Monat später erhielt das Projektteam RELynx Sachsen vom Schweizer Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit (FIWI) die Nachricht, dass bei Alva bei einer für wissenschaftliche Zwecke nachträglich durchgeführten Blutuntersuchung im Labor eine Infektion mit FeLV festgestellt wurde. Die Infektion erfolgte wahrscheinlich kurz vor dem Fang.

Zur Einordnung: Bei FeLV handelt es sich um eine Virusinfektion, die nur für Katzenartige infektiös ist. Übertragen werden kann das Virus nur durch direkten Kontakt zu einem infizierten Tier, zum Beispiel durch Bisse, gegenseitiges Putzen oder bei der Paarung. Zudem kann die Infektion einen unterschiedlichen Verlauf nehmen. Man spricht von abortiven, regressiven und progressiven Verlaufsformen. Bei einem abortiven Verlauf wurde das Virus durch das Immunsystem erfolgreich bekämpft. Handelt es sich um einen regressiven Verlauf, ist der Luchs lebenslang infiziert, scheidet aber kein Virus aus und ist nicht ansteckend für andere Katzenartige. Bei einem progressiven Verlauf vermehrt sich das Virus aktiv im Blut und wird kontinuierlich ausgeschieden. Andere Katzen können bei einem direkten Kontakt angesteckt werden. Hier spricht man von einer dauerhaften Virämie, die das Immunsystem schwächt. Bei dieser Verlaufsform entwickeln die Katzen vielfältige Krankheitssymptome wie beispielsweise Tumore und Folgeinfektionen, an denen sie in der Regel innerhalb weniger Monate bis Jahre verenden.

Zeigen die Testergebnisse, dass Alva nicht ansteckend ist, könnte das Tier, wie aktuell beantragt, wieder freigelassen werden. Sie ist eine geschlechtsreife, erfahrene Mutter, die entscheidend zur Reproduktion und damit der Gründung einer Trittsteinpopulation in Sachsen beitragen kann. Gerade in der Anfangsphase eines Auswilderungsprojektes ist Nachwuchs besonders wichtig: einerseits um die Population zu stabilisieren, andererseits um die genetische Vielfalt zu erhöhen. Bei einem progressiven Verlauf ist Alva für die anderen Luchse ansteckend und müsste noch vor Ort durch einen Veterinärmediziner euthanasiert werden. Die Luchsexpertinnen und -experten in Deutschland, Tschechien und der Schweiz teilen mehrheitlich die Auffassung, Alva bei diesem Infektionsverlauf aus der Population zu entnehmen.

Die notwendigen Ausnahmegenehmigungen gemäß Jagdrecht und Naturschutzrecht hat das LfULG bei den zuständigen Behörden in Sachsen beantragt. Ob die Genehmigungen erteilt werden, ist derzeit noch offen.

Quelle:LfULG Sachsen