Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV) hat am Donnerstag den Neubau der Hochwasserentlastungsanlage (HWE) der Talsperre Malter (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) feierlich eingeweiht. Damit ist das Bauvorhaben jetzt abgeschlossen. Dieses Projekt kostete rund 31,1 Millionen Euro und wurde aus Mitteln des Freistaates Sachsen finanziert.Staatssekretärin Gisela Reetz vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft betonte: »Die Talsperre Malter dient seit je her dem Hochwasserschutz und schützt die Unterlieger in Tharandt und Freital. Das heißt aber auch, dass die Anlage für extremere Hochwasser gewappnet sein muss. Sachsen hat hier sehr umfangreich investiert - nicht nur jüngst in die neue Hochwasserentlastungsanlage, sondern zuvor auch zum Beispiel in die Mauerkrone. Damit ist die 110-jährige wieder fit. Mein Dank geht an alle, die an diesem Projekt beteiligt waren. Zugleich ist diese Investition ein Stück Anpassung an die Klimakrise. Schließlich müssen wir auch in Sachsen vermehrt mit Hochwasser rechnen. Die LTV bringt den Hochwasserschutz deshalb landesweit voran. Dabei investiert sie nicht nur in technische Anlagen, sondern zunehmend auch in ökologischen Hochwasserschutz.«

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Eckehard Bielitz, Geschäftsführer der LTV erklärte dazu: »Nach dem Hochwasser im Jahr 2002 haben wir die Kapazität der Hochwasserentlastungsanlagen aller Sächsischen Talsperren überprüft. Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass u. a die Abflussleistung der bisherigen Hochwasserentlastung an der Talsperre Malter für solche Extremereignisse nicht mehr ausreichte. Deshalb wurden zwischen 2019 und 2023 mehrere Maßnahmen realisiert, die nun mit der Fertigstellung der neuen HWE abgeschlossen sind. Damit ist die Überflutungssicherheit der Talsperre Malter vollständig wiederhergestellt. Die über 100 Jahre alte Talsperre selbst wurde bereits seit 2015 umfangreich bei laufendem Betrieb saniert.« Nach Auswertung des Augusthochwassers 2002 wurden auf der Grundlage neuer Niederschlags-Abflussmodelle für die Talsperre Malter deutlich höhere Werte für die Hochwasserbemessungszuflüsse an der Sperrstelle ermittelt.
Daraus ergab sich für die Talsperre Malter zur Gewährleistung der Überflutungs- bzw. Hochwassersicherheit ein dringender Bedarf zur Anpassung der Betriebseinrichtungen.

Zur systematischen Sanierung, Instandsetzung und Wiederherstellung der Hochwassersicherheit wurden weitere bauliche Maßnahmen mit Gesamtkosten in Höhe von 4,6 Millionen Euro durchgeführt. Dies waren:

• Sanierung der Mauerkrone (Bauzeit: April 2016 bis Mai 2017)
• Neuer Abflusspegel für die Talsperre Malter (Bauzeit: April 2016 bis November 2017)
• Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Betriebsauslässe im Umleitungsstollen und Einbau
einer Treppe im Schieberschacht (Bauzeit: September 2017 bis März 2019)

Zur Wiederherstellung der Hochwassersicherheit musste die vorhandene Hochwasserentlastungsanlage erweitert werden. Erste Voruntersuchungen begannen bereits im Jahr 2008. Nach aufwendiger Planung, Gegenüberstellung zahlreicher Varianten auch im Rahmen eines physikalischen Modellversuches wurde eine Lösung unter Nutzung vorhandener Anlagenteile und mit der Neuerrichtung eines Teilungsbauwerkes sowie einer zusätzlichen Schussrinne mit Tosbecken als Vorzugsvariante ermittelt.

Nach Erteilung der Plangenehmigung im Juli 2018 wurden mit Bauarbeiten im August 2019 begonnen. Die vorhandene Sammelrinne und der vorhandene Mauerdurchlass der bestehenden HWE wurden durch das Eintiefen der Sohle um ca. 1,5 m hydraulisch ertüchtigt. Die bestehende Schussrinne und das Tosbecken blieben unverändert. Erweitert wurde die Anlage durch den Bau eines Teilungsbauwerkes hinter dem Mauerdurchlass, einer zusätzlichen Schussrinne und eines zusätzlichen Tosbeckens. Das Teilungsbauwerk kombiniert die neue Schussrinne mit der vorhandenen und hat die Aufgabe die Strömung vertikal zu trennen. Im Hochwasserfall wird zunächst die bestehende Schussrinne beaufschlagt. Übersteigt die abzuführende Wassermenge die Leistungsfähigkeit der Öffnung im Teilungsbauwerk, wird die Öffnung überströmt und der restliche Hochwasserabfluss wird über die neue Schussrinne und das neue Tosbecken abgeführt. Damit wird gewährleistet, dass die Hochwasserabflüsse bei Extremereignissen, wie dem Augusthochwasser 2002, über beide Schussrinnen schadlos an der Talsperre abgeführt werden können.

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Hintergrund:
Noch heute dient die Talsperre Malter hauptsächlich dem Hochwasserschutz. Nach dem Augusthochwasser 2002 wurde der Stauspiegel der Talsperre um 3,5 Meter abgesenkt, um einen größeren Hochwasserrückhalteraum zu schaffen. Außerdem wird an der Talsperre Elektroenergie erzeugt. Dazu werden noch zwei originale Francis-Turbinen genutzt. Bekannt ist die Talsperre jedoch vor allem als Badesee.
Da aus dem Wasser der Talsperre Malter kein Trinkwasser gewonnen wird, hat sie sich zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. Die Besucher können sich zwischen drei Strandbädern und zwei Zeltplätzen entscheiden. Auf der Talsperre kann man auch rudern, paddeln, windsurfen und angeln. Aber auch Umwandern und die Landschaft genießen ist möglich.

TECHNISCHE DATEN
Lage: Dippoldiswalde, Osterzgebirge
Gestautes Gewässer: Rote Weißeritz
Bauzeit: 1908 - 1913
Sanierung: 2015 - 2021
Gesamteinzugsgebiet: 108,76 km²
Jahreszuflusssumme: 43,80 Mio. m³

STAUBECKEN
Gesamtstauraum: 9,86 Mio. m³
davon Betriebs- und Reserveraum: 4,35 Mio. m³ gewöhnlicher Hochwasserrückhalteraum: 4,24 Mio. m³ Stauoberfläche bei Vollstau: 0,84 km2

ABSPERRBAUWERK
Art: Gekrümmte Gewichtsstaumauer aus Bruchstein, 6 m breite Staumauerfelder
Kronenlänge: 193 m
Kronenbreite: 6,6 m
Höhe über Gründungssohle: 36,4 m
Höhe über Talsohle: 29,6 m
Bauwerksvolumen: 75.000 m³

HOCHWASSERENTLASTUNG
Art: Festes Überfallwehr am linken Hang und Klappenwehr
Breite: 12 m
Leistungsvermögen: 475 m3/s

Quelle: Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen

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