Mit einer City-Light-Plakat-Kampagne unter dem Slogan „HEY DU, wollen wir was zusammen machen?“ weist die Landeshauptstadt Dresden auf das akute Thema Einsamkeit in der Gesellschaft hin. 100 Plakate, die den Untertitel „Teile Herz. Teile Zeit. #gegenEinsamkeit“ tragen, sind ab Dienstag, 29. Oktober 2024, 14 Tage lang im gesamten Stadtgebiet zu sehen. Die Website dresden.de/einsam führt aktuelle Informationen und Angebote auf. Sie richten sich sowohl an Menschen, die selbst von Einsamkeit betroffen sind, als auch an Menschen, die Betroffenen in ihrer Familie, in ihrem Freundeskreis, in ihrer Nachbarschaft oder im beruflichen Umfeld helfen möchten.
Einsamkeit – ein Thema für Dresden?
Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann sagt dazu: „Einsamkeit ist ein stilles, schweres Gefühl, das jeden treffen und sich tief ins Leben eines Menschen einschleichen kann. Sie hat eine soziale und gesundheitliche Dimension. Einsamkeit kann in jedem Lebensalter auftreten, meist nach einem Umzug, nach dem Verlust eines geliebten Menschen, durch soziale Unsicherheiten oder in Phasen der Veränderung. Einsamkeit ist allerdings nicht dasselbe wie Alleinsein. Denn man kann von Menschen umgeben sein und sich trotzdem einsam fühlen. Entscheidend ist weniger die Anzahl der sozialen Kontakte als deren Qualität. Deshalb steht ‚Gemeinsam‘ im Mittelpunkt der Kampagne. Es geht darum, einsamen Menschen Momente und Möglichkeiten aufzuzeigen, damit sie nicht unter diesem Gefühl leiden müssen. Dafür braucht es Achtsamkeit und das Wissen über die vielfältigen Angebote in unserer Stadt. Der erste Schritt, Betroffenen zu helfen ist, Einsamkeit nicht zu ignorieren, sondern aktiv Angebote für gemeinsame Zeit aufzuzeigen, getreu unserem Motto: Teile Herz. Teile Zeit. #gegenEinsamkeit.“
Was können einsame Menschen selbst tun?
Einsamkeit ist kein Zustand, den man dauerhaft akzeptieren muss. Mit der richtigen Unterstützung und dem Bewusstsein, dass es Wege aus der Einsamkeit gibt, können wieder Mut und Lebensfreude entstehen. Gegen Einsamkeit hilft es, sich mit anderen Menschen zu treffen, Gemeinschaft zu erleben, Gemeinsamkeiten zu entdecken, gemeinsame Interessen zu pflegen und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Dies trägt dazu bei, dass Einsamkeit weniger Raum im Leben einnimmt.
Der erste Schritt besteht darin, das Gefühl anzuerkennen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein notwendiger Schritt, um positive Veränderungen zu erreichen. Hilfreich ist es, über Gefühle zu sprechen und offen zu sein für neue Verbindungen. Die eigenen Emotionen einer vertrauten Person mitzuteilen – beispielsweise einer Freundin oder einem Freund, einem Familienmitglied oder einer professionellen Beratungsstelle – kann emotionalen Druck mindern.
Ob in Vereinen, in der Nachbarschaft oder online – es gibt viele Möglichkeiten, Menschen zu begegnen und näher kennenzulernen. Die Aktivitäten sollten möglichst niedrigschwellig sein und Freude bereiten – etwa ein gemeinsamer Spaziergang, ein Café- oder Kinobesuch. Außerdem bieten sich folgende Möglichkeiten an: von der Stadt geförderte Begegnungs- und Beratungsangebote; Nachbarschaftsinitiativen; Freiwilligenarbeit und bürgerschaftliches Engagement; Sportvereine und Freizeitaktivitäten; Bildungsangebote, Kurse und Workshops und Selbsthilfegruppen
Dabei geht es auch um Selbstfürsorge. Sich um das eigene Wohlbefinden zu kümmern, ist entscheidend. Bewusste Techniken zur Entspannung können helfen, das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Anlaufstellen können hier die von der Landeshauptstadt Dresden geförderten Begegnungsstellen sein.
Welche telefonischen Beratungsangebote gibt es?
In Dresden stehen zwei telefonische Angebote den Betroffenen zur Verfügung:
• Telefon des Psychosozialen Diensten für Menschen in Krisen: 0351-4 885341, täglich von 9 bis 11 Uhr, sonst Anrufbeantworter, www.dresden.de/psychosozialer-krisendienst
• Dresdner Krisentelefon (Telefon des Vertrauens): 0351-8041616, täglich von 17 bis 23 Uhr, www.dresden.de/telefon-des-vertrauens
Darüber hinaus gibt es verschiedene Telefon-Hotlines, die überregional, professionell, anonym und kostenfrei Beratung anbieten. Dazu gehören unter anderem:
• TelefonSeelsorge: 0800-1110111 oder 0800-1110222, die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr besetzt
• Nummer gegen Kummer, Kinder- und Jugendtelefon: 116111, telefonische Beratung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche, montags bis sonnabends jeweils von 14 bis 20 Uhr
• Studentische TelefonSeelsorge: 040-41170411, Angebot für Studentinnen und Studenten aus Deutschland, täglich von 20 bis 24 Uhr
• Krisenchat: 0157-35998143, Junge Menschen unter 25 Jahren werden wahlweise über WhatsApp oder per SMS an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr sofort beraten
Wie wirkt Einsamkeit auf die Gesundheit?
Einsamkeit ist keine Krankheit, kann aber die Gesundheit gefährden. Fachleute unterscheiden zwischen dem subjektiven Gefühl der Einsamkeit (wie man sich fühlt) und der objektiv feststellbaren sozialen Isolation (zum Beispiel die Anzahl und Häufigkeit von sozialen Kontakten sowie deren Nähe). Es ist erwiesen, dass Einsamkeit eine Ursache für einige Krankheiten sein kann – dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Angststörungen. Der Zusammenhang zwischen eingeschränkter psychischer Gesundheit und Einsamkeit ist klarer erkennbar als der Zusammenhang mit körperlicher Gesundheit. Andererseits können schwere Krankheiten, vor allem solche, die mit Scham oder eingeschränkter Beweglichkeit verbunden sind, ebenfalls einsam machen. So zeigt die Leipziger LIFE-Adult-Studie, dass Erwachsene mit starkem Übergewicht (Fettleibigkeit) doppelt so oft sozial isoliert sind wie Menschen ohne Übergewicht.
Dies könnte mit ihrer eingeschränkten Beweglichkeit und einem geringen Selbstwertgefühl zusammenhängen, aber auch mit Belastungen durch das Übergewicht und Diskriminierung, die sie in der Gesellschaft erleben. Es ist auch denkbar, dass Menschen, die sich sozial isoliert fühlen, ungesunde Bewältigungsstrategien entwickeln, zum Beispiel übermäßiges Essen, was dann zu Gewichtszunahme führt.
Der Zusammenhang zwischen Abhängigkeitserkrankungen (Sucht) und Einsamkeit ist noch nicht vollständig geklärt, aber nach aktuellem Stand der Forschung gilt Einsamkeit als ein Risikofaktor dafür, dass eine Abhängigkeitserkrankung bestehen bleibt. Substanzen wie Alkohol oder Drogen werden aber auch genutzt, um Einsamkeit zu bewältigen. Insgesamt gibt es komplexe, wechselseitige Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und Gesundheit, die noch weiter untersucht werden müssen.
Weitere Informationen: www.dresden.de/einsam
Quelle: Landeshauptstadt Dresden