Seit Mitte Juni untersucht ein 9-köpfiges Team vom Landesamt für Archäologie Sachsen die nach 1945 unbebaut gebliebenen Flächen neben dem abgerissenen Robotron-Gebäude. Diese Maßnahme ist notwendig geworden, weil hier ein neues Wohnviertel mit Tiefgaragen entstehen wird und die für die Neubauten anstehenden Bauarbeiten die noch im Boden erhaltene Archäologie unwiederbringlich zerstören würden. Das fast 5000 m² große Areal befand sich außerhalb des historischen Stadtkerns und lag entlang des mittlerweile verrohrten Kaitzbaches. Im Spätmittelalter war das vorstädtische Areal von landwirtschaftlicher Nutzung und kleinteiliger Bebauung geprägt. Ab dem frühen 18. Jahrhundert errichteten dann auch wohlhabende Familien dort ihre Palais mit parkähnlichen Gärten. Mit der Belagerung im 7-jährigen Krieg (1756 bis 1763) wurden die Vorstädte abgebrannt und erst ab dem frühen 19. Jahrhundert prägten mehr und mehr Bürgerhäuser das zu untersuchende Areal, bis durch die Bombardierungen im Februar 1945 das Stadtviertel zerstört wurde.

Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Cornelia RuppFoto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Cornelia Rupp

Bei den bisherigen Arbeiten wurden bis dahin verfüllte Keller aus dem 19. Jahrhundert freigelegt. Erst nach der groben Beräumung durch den Bagger beginnen die Archäologen mit der Feinarbeit. Bereits jetzt zeichnet sich ein beeindruckendes Bild von zahlreichen Mauerzügen und Grundstücksgrenzen ab. In einigen Arealen hat man auch schon ältere, in die Erde eingetiefte, vermutlich frühneuzeitliche Kellergruben gefunden. Genauere Aussagen wird man erst nach deren Untersuchung treffen können. Einige Scherben aus dem Hochmittelalter belegen, dass hier mit noch älterer Besiedlung gerechnet werden muss.

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Zwischen den baulichen Überresten wird im Augenblick noch vor allem Porzellan, Glas und Gebrauchskeramik aus dem 18./19. Jahrhundert geborgen. Immer wieder finden sich durch den Feuersturm nach der Bombardierung der Stadt am 13. Februar 1945 durch die Hitze völlig deformierte Glasobjekte. Alle Arbeiten werden sorgsam dokumentiert und Informationen zur Geschichte und Entwicklung der Stadt Dresden gesammelt. Eine erste Auswertung in Form eines Grabungsberichtes erfolgt nach Beendigung der Maßnahme.

Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Cornelia RuppFoto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Cornelia Rupp

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Das Ausgrabungsteam des Landesamts für Archäologie Sachsen wird noch bis Mitte November 2024 weiterforschen. Zum Tag des Offenen Denkmals am Sonntag, den 8. September 2024 öffnet die Grabung von 10 bis 15 Uhr und zur vollen und halben Stunde (10 – 14:30 Uhr) werden Führungen angeboten.

Das Wichtigste in Kürze:
Beginn: 17.06.2024
Ende: voraussichtlich 15.11.2024
Fläche: ca. 5000 m²
Grabungstiefe: bis zu 4 m
Grabungsteam: bis zu 9 Personen
Archäologische Befunde: 525
Baustrukturen und Keller der Bürgerhausbebauung 18. Jh. bis 1945, vier mutmaßlich spätmittelalterlich / frühneuzeitliche Hauskellergruben und ein noch undatierter Gebäudegrundriss einer Vorgängerbebauung, die vermutlich schon um 1600 oder wenig später aufgegeben wurde; Kulturschichten des Hochmittelalters, 16. und 18. Jahrhundert.

Quelle: Landesamt für Archäologie