Zigaretten schaden der Gesundheit, das ist fast jedem klar. Weitestgehend unbekannt ist jedoch, dass Zigarettenkippen auch für die Umwelt ein großes Problem darstellen. Mit jedem einzelnen weggeworfenen Stummel landet Plastikmüll auf der Straße, auf dem Gehweg, an der Haltestelle, vor einem Geschäft, auf den Elbwiesen oder im Park. Die Stadt Dresden will jetzt unter Federführung des Amtes für Gesundheit und Prävention das Bewusstsein dafür schärfen, dass weggeschnipste Kippen weit mehr als ein ästhetisches Problem sind. Sie startet anlässlich des Weltnichtrauchertages am Mittwoch, 31. Mai 2023 mit mehr als zwanzig Partnern eine Zigarettenkippen-Kampagne unter dem Titel „Schnipp und weg?“.
Zu den Unterstützern gehören unter anderem die Initiative „Pinke Hände“, die Dresdner Verkehrsbetriebe, der Eigenbetrieb Stadtentwässerung, die Dresdner Bäder GmbH, das City Management, die Stadtreinigung, das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft, die Filmnächte, die Technische Universität Dresden, das Projekt „INTHIS“ der Diakonie Dresden, die Neustadt-Kümmerer, das Ordnungsamt, das Rauchfreizentrum des Universitätsklinikums Dresden, der Regiebetrieb Zentrale Technische Dienstleistungen, das Städtische Klinikum Dresden, das Haupt- und Personalamt, die Polizeidirektion Dresden, das Brand- und Katastrophenschutzamt, das Umweltamt und die Einrichtung für suchtspezifische Straßensozialarbeit „SafeDD“. Weitere interessierte Einrichtungen können sich mit ihren Ideen einbringen, das Projekt läuft über ein Jahr.
Dr. Kristin Ferse ist als Koordinatorin für Suchthilfe und Suchtprävention im Amt für Gesundheit und Prävention der Kopf der interdisziplinären Kampagne. Ihr liegt die ämterübergreifende Sensibilisierung der Dresdnerinnen und Dresdner für die Gefahren für Mensch und Tier durch die achtlos entsorgten Reste von Zigaretten am Herzen. 30 bis 40 Prozent des Wegwerfmülls sind Kippen. Eine Zigarette enthält 7000 Chemikalien, wovon 200 gefährlich und 69 krebserregend sind. Bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigt ein Stummel. Bei Kleinkindern kann schon eine verschluckte Zigarettenkippe zu Vergiftungssymptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. Dr. Kristin Ferse: „Wir wollen Wissen über die Folgeschäden bei den Raucherinnen und Rauchern vermitteln und erreichen, dass sie zunehmend Mülleimer und mobile Aschenbecher für ihre Stummel nutzen. Eine verantwortungsvolle, korrekte und umweltschonende Entsorgung soll zur Alltagsroutine werden. Noch besser ist es natürlich, wenn die Kampagne zum Umdenken und Nichtrauchen führt. Wo keine Zigarette, da auch keine Kippe, die achtlos weggeworfen wird.“
Die Ideen, Motivationen und der finanzielle Einsatz der Partner sind sehr vielfältig. Die Verkehrsbetriebe setzen beispielsweise auf Bus-Kampagnen-Werbung. Vorstand Lars Seiffert sagt dazu: „Am besten ist es, aus Rücksicht gegenüber anderen Fahrgästen an unseren Haltestellen gar nicht zu rauchen. Dafür werben wir in allen Fahrgastunterständen. Wer seine Kippe dennoch entsorgen will, sollte dafür unbedingt die aufgestellten Behälter benutzen.“
Der Geschäftsführer der Filmnächte, Matthias Pfitzner, kämpft schon viele Jahre darum, dass Film- und Konzertbesucherinnen und -besucher aufeinander Rücksicht nehmen, zudem sind für ihn die in die Landschaft weggeschnipsten Stummel auch ein Kostenfaktor – denn das Auf- und Einsammeln ist teuer. Vom 22. Juni bis zum 27. August 2023 wird ein Kippentrailer bei den Filmnächten gezeigt, dessen Produktion die AOK Plus finanziert. Ungefähr 300 000 Filmnächte-Besucherinnen und -Besucher werden auf diesem Wege über die Zigarettenkippen-Aktionen informiert. Hunderte Plakate, Werbepostkarten und Taschenaschenbecher tauchen in den kommenden Tagen im Stadtbild auf, die Kosten tragen im Wesentlichen die teilnehmenden Partner. Die Öffentlichkeitskampagne wird crossmedial geführt.
Schon jetzt kann das Ordnungsamt 55 Euro Verwarngeld erheben, wenn eine Kippe auf dem Boden landet, statt ri5chtig entsorgt zu werden. Darüber und über die Gefahren für die Umwelt durch das in den Glimmstängeln enthaltene Mikroplastik informiert das Stadtbezirksamt Neustadt am 31. Mai 2023 von 16.30 bis 20 Uhr auf dem Scheunevorplatz. Bei der Gelegenheit werden Künstler*innen vor Ort sein, die gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern Taschenaschenbecher gestalten. Viele weitere Aktionen werden folgen.
Hintergrund der Kampagne
Der Bundestag hat eine Sonderabgabe für Hersteller von Produkten aus Einwegplastik (dazu zählen auch Zigarettenkippen) beschlossen, um Städte und Gemeinden bei der Reinigung von Straßen finanziell zu entlasten. Insgesamt sollen das jährlich 400 Millionen Euro sein. Das Umweltbundesamt (UBA) errichtet dazu die digitale Plattform DIVID zum 1. Januar 2024. UBA-Präsident Dirk Messner: „Ich bin mir sicher, dass der Einwegkunststofffonds einen wichtigen Beitrag zur Sauberkeit des öffentlichen Raums leisten wird. Abfall bekommt einen Preis – das setzt wichtige Anreize zum Verzicht auf Einwegkunststoffprodukte und gegen das achtlose Wegwerfen von Zigarettenkippen, Plastikbechern oder Plastiktüten.“
Das Deutsche Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft hat eine Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040 erarbeitet. Ziel: 2040 konsumieren weniger als fünf Prozent der Erwachsenen und weniger als zwei Prozent der Jugendlichen in Deutschland Tabakprodukte, E-Zigaretten oder andere verwandte Erzeugnisse, insbesondere, wenn diese das suchterzeugende Nikotin enthalten.
Dresden ist seit 1991 Mitglied im europäischen Netzwerk „Healthy Cities“ der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die aktuelle Phase der Mitgliedschaft in diesem Gesunde-Städte-Netzwerk, die von 2019 bis 2025 dauert, legt einen Schwerpunkt auf die Implementierung des Rahmenübereinkommens der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (WHO Framework Convention on Tobacco Control). Die Dresdner Zigarettenkippen-Kampagne ist ein kommunaler Beitrag zur Umsetzung dieses Rahmenabkommens.
Weitere Informationen:
www.nicht-ganz-sauber.de
www.dresden.de/sucht
www.carus-management.de/rauchfrei
Quelle: Landeshauptstadt Dresden