(tvssw). Es war ein Meilenstein für Sachsen: Im Jahr 2021 zertifizierte die internationale Organisation TourCert die Sächsische Schweiz als erstes Nachhaltiges Reiseziel im Freistaat. Mit der Auszeichnung ging der Tourismusverband Sächsische Schweiz (TVSSW) gemeinsam mit seinen Partnern die Verpflichtung ein, die Entwicklung der Region im Sinne ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit voranzutreiben. Nun ist der nächste Schritt geschafft: Die Gutachter des TourCert-Zertifizierungsrats bestätigten nach erneuter Prüfung den Entwicklungsfortschritt – und zeichneten die Sächsische Schweiz zum zweiten Mal als Nachhaltiges Reiseziel aus.
„Die Rezertifizierung ist ein wichtiges Signal“, sagt Michael Geisler, Landrat und Vorsitzender des Tourismusverbandes. „Sie zeigt uns nicht nur, dass wir auf dem richtigen Weg sind, sondern auch bereits ein gutes Stück vorangekommen sind.“ Die seit bald zehn Jahren bestehende Initiative verlange einen langen Atem. Und der Landrat dankt allen Partnern und touristischen Betrieben, welche die Vision vom Nachhaltigen Reiseziel mit großem Engagement mittragen. Zum stetig wachsenden Netzwerk der Nachhaltigkeitsinitiative in der Sächsischen Schweiz zählen neben dem Tourismusverband die Nationalpark- und Forstverwaltung von Sachsenforst und der Verein Landschaf(f)t Zukunft ebenso wie mittlerweile drei Dutzend Unternehmen aus Hotellerie, Gastronomie und Tourismus.
Nachhaltigkeit wird in der Sächsischen Schweiz gelebt
Qualität, Regionalität und Ökologie – das sind die Grundpfeiler der Nachhaltigkeit, zu denen sich immer mehr Gastgeber in der Sächsischen Schweiz bekennen. Paradebeispiele sind das Bio- und Nationalparkrefugium Schmilka mit baubiologisch sanierten Fachwerkhäusern und der Belebung alten Handwerks sowie das Ferienhaus „Umgebinde 1657“ in Krippen, das aufwendig die historische Bausubstanz erhaltend saniert wurde. Mit dem Nationalparkpartner-Programm erkennt auch die Nationalpark- und Forstverwaltung nachhaltig denkende und wirtschaftende Betriebe in der Region an. Landwirtschaftliche Traditionen stärkt die Initiative „Gutes von hier“ des Vereins Landschaf(f)t Zukunft. Sie weist den Weg zu regionalen Produkten, zu Dorf- und Hofläden sowie den Standorten von Milchzapfstellen und den neuartigen „Proviantomaten“ – Automaten, an denen rund um die Uhr regionale Erzeugnisse erhältlich sind. Initiativen wie diese stärken den ländlichen Raum und werten auch die Lebensqualität in diesen Gegenden auf.
Idee der Nachhaltigkeit ist tief verwurzelt
Urlaub und Nachhaltigkeit gehören in der Sächsischen Schweiz schon lange zusammen. Bereits seit 2015 ist Nachhaltigkeit im touristischen Leitbild der Nationalparkregion verankert. Zwei Jahre später folgte die Vereinbarung einer verbindlichen Nachhaltigkeitsstrategie. Seit nunmehr acht Jahren gibt es eine Nachhaltigkeitsmanagerin für die Region und seit 2019 einen Nachhaltigkeitsrat. Auf die erste TourCert-Zertifizierung folgte im Juni 2023 die Silbermedaille im Bundeswettbewerb „Nachhaltige Tourismusdestinationen“ in der Kategorie „Fortgeschrittene“.
Leuchtturmprojekt Gästekarte mobil
Zentraler Aspekt der Nachhaltigkeitsstrategie des TVSSW ist die Mobilität. Anreise und Fortbewegung in der Region sollen bevorzugt mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt mit dem Auto erfolgen. Ein wichtiger Schritt war die Einführung der „Gästekarte mobil“ im April 2020. Sie ermöglicht einem Großteil der Übernachtungsgäste in der Region, den ÖPNV zu nutzen, ohne ein Ticket zu lösen. Dieses Angebot konnte seit der ersten Zertifizierungsstufe weiter ausgebaut werden. So erhalten Gäste in nunmehr elf Orten – 2021 waren es nur drei – die mobile Gästekarte. Das sind bereits 85 Prozent aller Urlaubsgäste in der Sächsischen Schweiz! Erste Erfolge sind sichtbar: Eine Evaluierung zeigte, dass in Orten mit Gästekarte mobil die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln seit der Einführung der Karte gestiegen ist.
Vom engmaschigen ÖPNV-Netz profitieren zudem Besucher und Einwohner gleichermaßen. Und auch Fahrradfahrer kommen beim Ausbau mobiler Konzepte auf ihre Kosten: Für Radausflüge verkehren Linienbusse mit dem Prädikat „FahrradBUS“. Sie nehmen Fahrräder auf einem Anhänger mit. Mit dem umweltschonenden Mobilitätskonzept stufte der TourCert-Zertifizierungsrat die Sächsische Schweiz als Best-Practice-Region ein. Lobenswert fanden die Gutachter außerdem das Tourismusleitbild, das Engagement für Qualität und Barrierefreiheit sowie die hohe Zufriedenheit der Mitglieder in der Zusammenarbeit mit dem TVSSW. Auf den Prüfstand gestellt wurden diese und weitere Maßnahmen anhand 60 Kriterien durch einen Auditor von TourCert, der die Region im Sommer bereiste.
Wie geht es weiter?
Für die weitere Entwicklung der Region auf dem Weg zum Nachhaltigen Reiseziel plant der Tourismusverband die Intensivierung seines Fortbildungsangebotes für touristische Betriebe. Ab 2025 macht er interessierten Nachhaltigkeitspartnern ein mit dem niedersächsischen Beratungsunternehmen Tourythm entwickeltes Schulungsangebot. Nachhaltigkeitsmanagerin Luisa Adlkofer kommt dafür zwei Tage lang in den jeweiligen Betrieb, um dessen Mitarbeiter in Sachen Nachhaltigkeit fit zu machen. Gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelt sie Maßnahmen und ein Leitbild zur Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsziele.
Außerdem möchte der TVSSW die Wandlung der Sächsischen Schweiz hin zu einem Ganzjahresreiseziel forcieren und die Aktivitäten für eine sanfte Mobilität in der Region weiter ausbauen.
Das Siegel als „Nachhaltiges Reiseziel“ darf die Sächsische Schweiz nun weitere drei Jahre tragen. 2027 wird der Fortschritt im Nachhaltigkeitsprozess erneut von TourCert geprüft und bewertet.
Quelle: Tourismusverband Sächsische Schweiz e. V.