Das Telefon klingelt und die „110“ erscheint auf dem Display? Da läuten sofort die Alarmglocken! Doch nicht etwa, weil einem Verwandten etwas Schlimmes passiert sein könnte, sondern weil es sich ausschließlich um einen Betrugsversuch handeln kann. Hinter der Spoofing-Masche verstecken sich Spam-Anrufer, die fiktive oder sogar reale Telefonnummern nutzen, um die originäre Nummer zu verschleiern. Vor allem die Verwendung von registrierten Rufnummern macht es sehr schwer, den Betrug zu erkennen. Thomas Wrobel, Spam-Schutz-Experte von Clever Dialer, erklärt, wie ein Rufnummernmissbrauch festgestellt werden kann, was gegen die Spoofing-Masche zu tun ist und wieso die Polizei nie unter der 110 anruft.

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Was ist ein Spoofing-Anruf?
Im Grunde lässt sich Spoofing sehr einfach erklären: Die Nummer, welche bei eingehenden Anrufen angezeigt wird, ist nicht die tatsächliche Nummer des Anrufers. Die Betrüger erwerben diese Telefonnummern jedoch nicht auf legalem Weg, sondern modifizieren sie mithilfe verschiedenster Manipulationstechniken. Daher können die auf dem Display erscheinenden Telefonnummern einerseits fiktive Zahlenkombinationen sein, andererseits aber auch anderen Menschen gehören. Das Ziel dieser Verschleierungstaktik hat nicht selten kriminell motivierte Hintergründe.

Wie ist ein Spoofing-Anruf zu erkennen?
Vorwahlen aus dem Ausland
Eine beliebte Vorgehensweise der Spam-Anrufer besteht darin, Auslandsanrufe vorzutäuschen. Dabei wird den Betroffenen eine Nummer mit ortsfremder Vorwahl angezeigt. Befinden sich gerade Bekannte oder Verwandte auf Reisen? Leben Freunde in dem Land? Derartige Fragen geben Aufschluss und können dabei helfen herauszufinden, ob es einen triftigen Grund für einen Auslands- Anruf gibt. Wurden alle möglichen Optionen ausgeschlossen, kann es sich um einen potenziellen Spoofing-Anruf handeln.

Schockanrufe von der Polizei
Ebenso bedienen sich die vermeintlichen Betrüger regelmäßig der Schockanruf-Masche. Sie geben sich am Telefon als Vertrauenspersonen aus und wollen mit erschütternden Informationen oder vermeintlichen Unglücksfällen spontane Übersprungshandlungen bei den Angerufenen erzeugen. Besonders gut funktioniert dieser Trick, wenn schon auf der Display-Anzeige der Betroffenen die Notrufnummer „110“ angezeigt wird. Aber Achtung! Diese drei Ziffern sind lediglich eine Kurzwahlfunktion für Menschen in Notsituationen. Sollte die Polizei Anrufe tätigen, erscheint wie bei anderen auch eine herkömmliche Telefonnummer mit Ortsvorwahl. Wer also die „110“ oder „112“
aufleuchten sieht, kann den Anruf getrost ignorieren.

Telefonbuch und Rückwärtssuche prüfen
Wer unsicher ist, ob der eingehende Anruf von einer Spoofing-Nummer kommt, kann beispielsweise im Telefonbuch nach dem Ursprung der Nummer schauen. Gehört die Telefonnummer zu einem Unternehmen, liegt die Vermutung nahe, dass kein Betrugsversuch hinter dem Anruf steckt. Auch ist es möglich, die Nummer mithilfe der Rückwärtssuche zurückzuverfolgen. Das geht einerseits über Suchmaschinen, aber auch spezialisierte Apps. Letztere prüfen die Telefonnummern zum Teil sogar auf internationale Gültigkeit. Ergibt die Rückwärtssuche keine Ergebnisse, könnte es sich höchstwahrscheinlich um eine Fake-Nummer handeln. Aber Achtung! Es könnten immer noch Betrüger dahinterstecken, die sich mit einer realen Nummer durchmogeln wollen.

Wie ist ein Spoofing-Missbrauch der eigenen Nummer erkennbar?
Werden reale Rufnummern als Tool zum Verschleiern der eigentlichen Nummer genutzt, gibt es in der Regel zwei Betroffene: Das angerufene Opfer und denjenigen, dessen Telefonnummer für kriminelle Zwecke missbraucht wurde. Ein bezeichnender Hinweis dafür, dass die eigene Rufnummer anderweitig genutzt wurde, zeigt sich in den Rückrufen. Bei Werbeanrufen beispielsweise, wo die reale Nummer einer anderen Person genutzt wird, werden in kürzester Zeit extrem viele Menschen kontaktiert. Zwar werden nicht alle den Hörer abheben, manche von ihnen aber einen Rückruf wagen – welcher wiederum bei dem eigentlichen Besitzer der Telefonnummer landet. Wer also viele Rückrufe von unbekannten Nummern in der Anrufliste vorfindet, kann sich fast sicher sein, dass die eigene Telefonnummer als Spoofing-Nummer genutzt wurde.

Was tun gegen Spoofing-Anrufe?
Sobald sich der Verdacht erhärtet, dass man entweder selbst Opfer der Masche oder aber die eigene Nummer dafür verwendet wird, gilt es umgehend zur Polizei zu gehen. Dafür sprechen zwei Tatsachen: Zum Ersten dauern Bearbeitungszeiten bekanntlich länger als gedacht, die Telefon- Betrüger haben also sowieso schon einen beträchtlichen Vorsprung. Der andere Punkt lässt sich auf die Vorgaben der Telekommunikationsanbieter zurückführen: Verkehrsdaten werden aufgrund der Speicherfristen in der Regel schon nach sieben Tagen gelöscht. Zeitgleich ist es sinnvoll, eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur einzureichen. Die BNetzA hat die Möglichkeit, die Abschaltung von Nummern zu erwirken. Da jedoch die Sperrung einer Nummer bei fiktiven beziehungsweise sogar realen Telefonnummern anderer Besitzer wenig wirkungsvoll ist, wird mithilfe von Verbindungsdaten nach den Verursachern des Anrufs gesucht. Für das Einreichen einer solchen Beschwerde werden folgende Informationen benötigt: Telefonnummer des Betroffenen und des vermeintlichen Anrufers, Telefonanbieter des Angerufenen sowie Zeit, Datum und Grund des Anrufs. In manchen Fällen sind zusätzliche Hinweise auf den Verursacher des Anrufs auch im Router gespeichert, daher sollte unbedingt und zeitnah ein Screenshot des dortigen Anrufprotokolls gemacht
werden.

Das Rückverfolgen zum Urheber des Anrufs kann einige Zeit in Anspruch nehmen und nicht selten auch ergebnislos im Sand verlaufen. Zum einen wird die Recherche zusätzlich erschwert, wenn die Anrufe direkt aus dem Ausland kommen oder über selbiges geleitet werden. Außerdem werden viele dieser Betrugs-Calls auch durch das Internet getätigt, wo es unzählige Verschleierungsmöglichkeiten gibt. Die simpelste Herangehensweise, um Spoofing-Anrufen also zuvorzukommen, besteht in Präventivmaßnahmen. Ein sensibler Umgang mit persönlichen Daten sollte gepflegt werden und im besten Fall verfügen Betroffene über Tools oder Apps, die bereits im Vorfeld vor potenziellen Spam- Anrufen warnen.

Quelle: Clever Dialer