Exakt am 15. Dezember 2022 hatten die 20 neuen Elektrobusse der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) insgesamt eine halbe Million Kilometer im Passagierbetrieb absolviert. Ohne größere Unfälle. Die Fahrzeuge des Herstellers Evobus wurden alle zwischen dem 19. Juni und dem 5. Oktober 2022 in Betrieb genommen. Spitzenreiter bei der Kilometerleistung ist ein Gelenkbus, der am 18. Juli 2022 in den Einsatz ging und heute bereits mehr als 35.000 Kilometer zurückgelegt hat. Das sind pro Monat etwa 7.500 Kilometer. Ein vergleichbarer Dieselbus fährt im Monat je nach Strecke durchschnittlich etwa 7.000 Kilometer. Im Vergleich zum vorherigen Dieselbetrieb reduziert die elektrisch angetriebene Busflotte die Emissionen um jährlich rund 875 Tonnen Kohlendioxid. Durch den Einsatz von 18 Gelenkbussen auf der Linie 68 kommt das besonders der Dresdner Innenstadt zugute, die beiden zweiachsigen Fahrzeuge sind auf der Linie 81 zwischen Wilschdorf und dem Bahnhof Neustadt unterwegs.
Reichweite größer als erwartet
Für die Elektrobusse hat der Hersteller bei voller Batterieladung eine Reichweite von 120 Kilometern garantiert. In der Praxis konnten die Busse ohne Nachladung teilweise sogar bis zu 170 Kilometer zurücklegen. Vor allem in der wärmeren Jahreszeit. Mit der Nachladung an den Endpunkten ließen sich alle täglichen Umläufe, die mehr als 300 Kilometer lang sein können, gewährleisten. In ganz wenigen Fällen mussten Fahrzeuge wegen geringer Batterieladung gegen einen Dieselbus getauscht werden. Dann immer im Zusammenhang mit Verspätungen oder Umleitungen und auch nur, wenn mehrmals am Endpunkt nicht nachgeladen werden konnte. In der gesamten Einsatzzeit blieb kein einziges Fahrzeug wegen zu geringer Batterieladung liegen. Den Ladezustand sieht der Fahrer auf seinem Display und kann reagieren, lange bevor die Batterie in einen kritischen Bereich kommt. Auch der Einsatzleiter im Busbetriebshof Gruna kann das parallel auf einem Monitor verfolgen und, falls nötig, einen Fahrzeugwechsel vorbereiten. Geladen wird an den Endpunkten Leubnitzer Höhe und in Cossebaude.
„Kinderkrankheiten“ in Behandlung
Die neuen Elektrobusse sind bisher sehr zuverlässig unterwegs und hatten keine größeren technischen Defekte. Natürlich traten auch bei diesen Neufahrzeugen einige „Kinderkrankheiten“ zutage, die der Hersteller aber zügig beseitigte. Beispielsweise hatten Temperaturdifferenzen einzelner Batterien zum elektronischen Abregeln der Antriebsleistung geführt. Nach dem Neustart des Fahrzeugs funktionierte alles wieder einwandfrei. Vereinzelt gab es nachts Ladeabbrüche im Betriebshof. Aber immer erst, wenn die Batterien bereits voll waren. So gab es keine Probleme beim Ausrücken. In beiden Fällen wurde der Fehler lokalisiert und eine passende Softwareänderung vorbereitet. Die neue Software wird demnächst eingespielt.
Elektrobusse bei Fahrern beliebt
Die Elektrobusse sind bei den Fahrern beliebt. Diese Aussage hört man immer wieder unter Kollegen. Zwar weicht der Fahrerplatz nur wenig von den bisherigen genormten Armaturenbrettern ab, doch das Fahren der Wagen ist anders. Es gibt kein Motorengeräusch mehr wie bei Verbrennern. Lediglich das Summen der Elektroantriebe und das Rollen der Reifen kann man noch hören. Dazu ist das Anfahren und Bremsen gegenüber einem Dieselbus mit Automatikgetriebe absolut ruckelfrei und damit fahrgastfreundlicher. Besondern beliebt an den Gelenkbussen ist ihre Traktion. Während beim vergleichbaren Dieselbus der Antrieb nur auf eine Achse wirkt, sind beim E-Bus zwei Achsen angetrieben. Das sichert gutes Vorwärtskommen, besonders am Berg. Diesen Vorteil haben die Fahrer gerade während der zurückliegenden Phase mit Schnee- und Eisglätte schätzen gelernt. In Bezug auf den Klimaschutz dürfen Fahrer wie Fahrgäste wegen der emissionsfreien Fortbewegung ohnehin stets mit gutem Gewissen unterwegs sein.
Weitere Einsatzmöglichkeiten geplant
Während der ersten Einsatzmonate wurden die E-Busse testweise auch auf anderen Strecken als der „68“ und „81“ eingesetzt. Beispielsweise fuhren sie schon vereinzelt auf den Linien 61, 63, 64, 85 und 90. Natürlich konnte dort nur so lange gefahren werden, bis die Batterien leer waren. Für die Nachladung gibt es dort noch keine Stationen. Die unterschiedliche Topographie lieferte den Fachleuten aber wertvolle Hinweise für den künftigen Einsatz weiterer Fahrzeuge im Dresdner Busnetz. Die DVB haben die VerkehrsConsult Dresden-Berlin (VCDB) GmbH mit einer Untersuchung beauftragt. Im Ergebnis soll herausgefunden werden, welche Buslinien sich konkret für den Elektrobetrieb eignen, mit welchem Aufwand jeweils gerechnet werden muss und an welchen Endpunkten Ladestationen möglichst unkompliziert errichtet werden können. Im Dresdner Mobilitätsplan 2035+ haben die Stadträte gerade die Verbesserung des ÖPNV-Angebots beschlossen. Zusammen mit dem Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge, in dem die Vorgaben der europäischen „Clean Vehicles Directive“ in deutsches Recht überführt wurde, wird auch die Umstellung weiterer Buslinien auf reinen Elektrobetrieb notwendig werden.
Quelle: DVB AG