Aus einer nächtlichen Begegnung mit einem Fernfahrer entstand zwischen 2017 und 2021 die analoge, schwarz-weiße Porträtreihe MOVERS (Beweger). Simone Demandt fotografierte Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen in einem Freiluftstudio auf Parkplätzen entlang der Autobahnen. Die Künstlerin und ihre Protagonist*innen kommunizierten miteinander mittels eines in sieben osteuropäische Sprachen übersetzten Dossiers und dreier vor Ort anwesender Dolmetscher. Abfahrt und Ziel der jeweils an diesem Aufnahmetag (sonntags) unterbrochenen Transportroute wurden titelgebend für die Bilder. Außerdem sind in der Ausstellung zwei Röntgenaufnahmen von Fahrerkabinen zu sehen, die die Tektonik der Metallgehäuse sichtbar werden lassen.
Verkehrsmuseum Dresden. Foto: MeiDresden.de
In der Ausstellung MOVERS (Beweger) im Verkehrsmuseum Dresden werden 16 von insgesamt 50 Porträtaufnahmen gezeigt. Halbnah fotografiert blicken uns die Fahrer auf großformatigen Prints in die Augen. Wie bei berühmten Vertretern der Porträtfotografie des XX. Jahrhunderts zeichnet sich diese Arbeit von Simone Demandt durch die Fokussierung auf eine spezifische Berufsgruppe aus, was den abgebildeten Personen und ihrer Gemeinschaft eine konkrete Identität verleiht.
Zwei Wahrnehmungsebenen treten in den Vordergrund: die dokumentarische Universalität des Themas, die aktuelle soziale und kritische Aspekte beleuchtet und die Individualität der abgebildeten Menschen. Das Leben der Fernfahrer und -fahrerinnen wird aus einer neuen Perspektive sichtbar, so dass ein Zugang zu den physischen und emotionalen Belastungen dieser Berufsgruppe möglich wird.
Die Ausstellung MOVERS bietet den Besuchern und Besucherinnen die Gelegenheit, sich mit den anonymen Welten der Trucker und Truckerinnen auseinanderzusetzen und ein tieferes Verständnis für deren alltägliche Realität zu entwickeln. MOVERS stellt somit nicht nur eine interessante künstlerische Position dar, sondern kann stellvertretend für eine „europäische Erzählung“ über eine Berufsgruppe stehen, die oft übersehen wird, aber ©Simone Demandt_Rzeszów-Barcelonaeinen äußerst wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leistet.
Austellung "MOVERS" im Verkehrsmuseum . Foto: Verkehrsmuseum Dresden
Simone Demandt studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und an der Universität Stuttgart. Sie lehrte an Hochschulen und Akademien. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten und werden im In- und Ausland regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Zu fast all ihren Werkserien sind Publikationen entstanden.
Zum Start der neuen Ausstellung bietet das Verkehrsmuseum bis zum Jahresende eine Happy Hour an: Von 17 bis 18 Uhr zahlen Besucherinnen und Besucher nur 4 € (ermäßigt 2 €) Eintritt.
Weitere Informationen zur Künstlerin: www.simonedemandt.de
Quelle: Verkehrsmuseum Dresden